Bewusst leben in der neuen Zeit

Impuls No. 20

Die Leere halten

Wie wir aufhören, das Vakuum sofort zu füllen

Es gibt Momente, in denen nichts mehr sicher scheint. Die alte Struktur ist weg, das Neue noch nicht da. In uns entsteht ein Zwischenraum – leer, formlos, still. Und fast automatisch setzt Unruhe ein. Wir wollen etwas tun, etwas entscheiden, etwas beginnen. Denn Leere fühlt sich unbequem an. Unproduktiv. Sinnlos. Doch vielleicht ist sie genau das Gegenteil.

Leere ist kein Fehler. Sie ist ein Zustand der Öffnung. Ein Übergang. Ein Raum, in dem sich etwas neu sortieren darf. Etwas, das wir nicht mit dem Verstand steuern können. Etwas, das geschehen will – nicht auf Kommando, sondern im eigenen Rhythmus.

Bewusst leben heißt heute auch: Leere halten zu können. Nicht sofort etwas hineingeben. Nicht vorschnell füllen. Sondern dasein. Aushalten. Lauschen. Vertrauen, dass auch in der Leere Leben ist – nicht sichtbar, aber wach. Unter der Oberfläche formt sich etwas. Vielleicht nicht das, was wir geplant hätten. Aber vielleicht genau das, was uns ruft.

Wir leben in einer Kultur, die Schnelligkeit mit Klarheit verwechselt. Doch nicht alles, was schnell kommt, ist stimmig. Und nicht alles, was still bleibt, ist verloren. Die neue Zeit fragt nicht nach sofortigen Antworten – sie fragt nach echter Reife. Und Reife zeigt sich oft darin, ob wir Stille halten können, ohne sie sofort zu füllen.

Vielleicht ist die Leere kein Vakuum. Vielleicht ist sie ein Geschenk. Der Raum, in dem sich unsere Wahrheit neu formt – wenn wir ihr Zeit geben.

Was vermeide ich zu fühlen, indem ich es sofort mit Tun ersetze?

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