Nicht mehr für andere – sondern für mich

Impuls No. 26

Ich habe lange geglaubt, ich sei mitverantwortlich für dein Wohlbefinden. Dass es etwas über mich aussagt, wie es dir geht. Dass mein Wert davon abhängt, ob du zufrieden, entspannt, gesehen bist. Und so habe ich mich oft angepasst, zurückgenommen, mitgetragen – nicht, weil du es verlangt hast, sondern weil ich es still übernommen habe. Als wäre dein Glück meine Aufgabe. Und dein Schmerz mein Versäumnis.

Doch Glück ist keine Delegation. Es ist ein innerer Ort, den jeder selbst finden muss. Ich kann dich begleiten – aber nicht ersetzen. Ich kann für dich da sein – aber nicht statt dir fühlen. Und je mehr ich versucht habe, dein Gleichgewicht aufrechtzuerhalten, desto mehr habe ich meins verloren. Aus Liebe, dachte ich. Doch Liebe wird zur Last, wenn sie nicht frei macht.

Ich war nicht verantwortlich für deine Enttäuschung. Nicht für deine Leere. Nicht für dein Schweigen oder deine Suche. Ich war ein Teil deiner Geschichte – aber nicht ihre Ursache. Und ich darf dir all das zurückgeben, was nie wirklich mir gehörte.

Ich löse mich aus dem inneren Vertrag, dein Glück sichern zu müssen. Ich entlasse mich aus der Rolle, dich aus dir selbst herauszuholen. Ich darf loslassen, auch wenn du noch festhältst. Ich darf gut sein, auch wenn du es gerade nicht bist. Nicht aus Ignoranz – sondern aus Klarheit.

Ich war nie verantwortlich für dein Glück. Und du nicht für meines. Vielleicht ist das die aufrichtigste Form von Beziehung: Wenn niemand den anderen tragen muss, um sich verbunden zu fühlen.

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