Richtig sein. Immer.
Impuls No. 23
Ohnmacht als Schwelle
Den Kontakt zum Leben wieder herstellen.
Ohnmacht fühlt sich an wie ein Stillstand, ein Nicht-weiter-wissen, ein Gefühl, abgetrennt zu sein vom Leben. Sie macht Angst – nicht, weil die Situation wirklich gefährlich ist, sondern weil wir glauben, in ihr nichts mehr tun zu können. Der Verstand sagt: „Da stimmt was nicht.“ Doch Ohnmacht ist kein Zeichen von falsch – nicht von falschem Verhalten, nicht von einer falschen Situation, nicht von uns selbst. Wir sind immer noch richtig. Die Ohnmacht ist oft einfach nur das Ergebnis unserer Machtabgabe. Denn wir wollen nicht ohne Macht sein, nicht ohne Kontrolle – und so kämpfen wir gegen die Ohnmacht, statt sie als das zu sehen, was sie ist: eine Erinnerung, dass wir das Gefühl aus der Hand gegeben haben. Nicht, weil wir zu schwach sind, sondern weil uns nicht bewusst ist, dass unsere Gefühle Macht haben.
Und weil sich dieses „machtlos sein“ schrecklich anfühlt, versuchen wir es zu vermeiden. Wir lenken uns ab, betäuben uns, oder vermeiden Situationen – bestenfalls vorsorglich für den Rest unseres Lebens. Nicht, weil wir nicht wollen, sondern weil wir nicht gelernt haben, dass das Gefühl selbst keine Gefahr ist. Die Gefahr ist nur der Widerstand gegen die Ohnmacht, gegen das Gefühl von Nichtwissen, Nichtkontrolle – gegen die Macht, die wir haben. Wir glauben, wir müssten handeln, müssten eine Lösung finden – und genau das trennt uns vom Leben. Wenn wir aber aufhören, Ohnmacht als Feind zu sehen, und stattdessen beginnen, sie einfach da sein zu lassen, passiert etwas Unerwartetes: Wir spüren wieder. Wir hören wieder. Wir sind wieder verbunden. Und das ist machtvoll.
Vielleicht erinnert uns die Ohnmacht nur daran, dass wir nicht alles wissen müssen, nicht alles verstehen müssen, um ganz zu sein. Vielleicht ist es das, was wahrhaftiges Leben meint: nicht alles kontrollieren zu können, aber alles fühlen zu dürfen. Nicht als Pflicht – sondern als Wahl. Vielleicht liegt genau hier die Tür zu einer neuen Wahrnehmung: weg von der Lösung, hin zur Resonanz. Hier beginnt Stimmigkeit, nicht als Ergebnis, sondern als Quelle des Lebens. Und vielleicht waren wir nie wirklich getrennt – vielleicht wartet das Leben genau hier auf uns.

Erlaube ich mir, meine Gefühle nicht mehr zu vermeiden, um absolut richtig zu sein?
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