Vom Beenden des Suchens
Impuls No. 15
Der Moment als Lehrer
Was geschieht, wenn wir wirklich da sind.
Wir verbringen einen Großteil unseres Lebens damit, dem Moment zu entkommen. Nicht bewusst, nicht absichtlich – sondern aus Gewohnheit. Wir denken an das, was war. Planen, analysieren, optimieren, um auf das vorbereitet zu sein, was noch kommen könnte. Das Jetzt wird zum Übergang, zum Mittel, zur Durchgangsstation. Und doch – es ist das Einzige, was wirklich da ist. Der einzige Ort, an dem das Leben spürbar wird.
Der Moment trägt alles in sich. Nicht nur das, was schön ist. Auch das Unbequeme, das Ungeklärte, das Unfertige. Und vielleicht ist genau das seine größte Qualität: Er ist wahr. Wenn wir beginnen, wirklich da zu sein – mit allem, was sich zeigt – verändert sich etwas. Nicht weil der Moment sich ändert, sondern weil wir unsere Haltung ihm gegenüber verändern. Wir hören auf, etwas anderes zu wollen. Und beginnen, zu fühlen, was ist.
Es braucht Mut, diesen Moment als Lehrer zu akzeptieren. Denn er fordert uns auf, ehrlich zu sein. Mit uns. Mit dem, was wir fühlen. Mit dem, was wir vermeiden. Aber gerade darin liegt die Einladung. Nicht zur Lösung. Sondern zur Begegnung. Der Moment bringt uns in Kontakt mit unserer Lebendigkeit – jenseits der Geschichten, jenseits der Konzepte. Er fragt nicht, ob wir bereit sind. Er ist einfach da. Und wenn wir ihm Raum geben, beginnt er zu sprechen.
Vielleicht ist der Moment nicht das Hindernis auf dem Weg. Vielleicht ist er der Weg.
Und vielleicht brauchen wir gar nicht mehr, als diesen einen Atemzug – in voller Präsenz – um zu erkennen, dass wir längst angekommen sind.
Was will mir dieser Moment gerade zeigen – wenn ich aufhöre, ihn verändern zu wollen?
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