Nicht mehr für andere – sondern für mich
Impuls No. 13
Mitgefühl ohne Mitleid
Die Kunst, ohne Auflösung da zu sein.
Es gibt einen Unterschied zwischen Mitgefühl und Mitleid – und doch verschwimmen diese beiden oft ineinander. Mitleid zieht mich hinein in deinen Schmerz, macht mich mitverantwortlich, gibt mir unbewusst die Rolle, dich retten oder trösten zu müssen. Mitgefühl bleibt offen – aber frei. Es sagt: Ich sehe dich, ich spüre dich, und ich bleibe bei mir. Mitgefühl hält dich in deiner Würde. Mitleid nimmt sie dir, indem es dich zum Bedürftigen macht.
Ich habe oft mitgelitten, weil ich glaubte, das sei Liebe. Ich habe deine Tränen gespürt, als wären es meine. Ich habe Verantwortung übernommen für Themen, die gar nicht in meinem Feld lagen. Und jedes Mal, wenn ich mich dabei selbst verlassen habe, nannte ich es Verbindung. Doch Verbindung entsteht nicht, wenn einer sich aufgibt. Sie entsteht, wenn beide ganz bleiben dürfen.
Ich darf fühlen, ohne zu tragen. Ich darf berührt sein, ohne mich zu verlieren. Ich darf dich sehen – ohne dein Leid zu meinem zu machen. Und ich darf bei mir bleiben, auch wenn du im Schmerz bist.
Vielleicht ist genau das die Einladung dieser Zeit: Mitfühlen, ohne mitzuleiden. Aushalten, ohne aufzufangen. Da sein, ohne zu verschmelzen. Nicht weil es mir egal ist – sondern weil ich deinen Weg ehre.
Ich will dir nicht dein Menschsein abnehmen. Ich will dich nicht retten, wenn du dich gerade selbst spürst. Ich will mit dir sein – nicht über dir, nicht unter dir. Sondern auf Augenhöhe. In Achtung. In echter, klarer Nähe.

Erlaube ich mir, dich in deinem Schmerz zu sehen – ohne ihn dir nehmen zu müssen?
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