Richtig sein. Immer.

Impuls No. 11

Ganzsein als Leistung

Wenn das Streben dich vom Jetzt entfernt.

Die Sehnsucht, ganz zu sein, ist tief. Sie kommt nicht aus Mangel – sondern aus der Erinnerung daran, dass es einmal anders war. Dass irgendwo in dir etwas still, vollständig und verbunden ist. Doch mit dieser Sehnsucht mischt sich oft ein stiller Auftrag: Du musst noch etwas tun, heilen, klären, loslassen, integrieren – damit du ankommst. Und so wird Ganzsein zur Belohnung. Zu einem Ziel, das du erst erreichen darfst, wenn du dich genug entwickelt hast. Aus der Ahnung von Vollständigkeit wird eine permanente Aufgabe: Noch ein Schritt. Noch ein Prozess. Noch ein Teil von dir, der erst noch dazugehören muss.

Doch genau in diesem Streben entsteht die Trennung. Denn das Jetzt fühlt sich nie ganz genug an, wenn du immer innerlich am Weitergehen bist. Selbst das, was da ist, darf nicht einfach da sein – es wird sofort geprüft: Ist das schon heil? Ist das schon vollständig? Und so wird das unmittelbare Erleben zur Zwischenstation, zum Provisorium. Kein Ort zum Bleiben, sondern ein Übergang zu einem besseren Zustand. Doch du bist nicht unterwegs zu dir – du bist schon da. Nur der Gedanke, dass du noch nicht ganz bist, lässt dich weiterlaufen.

Vielleicht beginnt Ganzsein nicht mit mehr Erkenntnis – sondern mit weniger Anspruch. Vielleicht musst du nicht heil werden, um dich als ganz zu empfinden. Vielleicht darfst du aufhören, dich zu verbessern – nicht aus Resignation, sondern aus Vertrauen. Dass du nicht an einem Punkt erst ganz wirst, sondern in jedem Moment sein darfst – ohne Bedingung. Nicht als Belohnung. Sondern als Wahrheit.

Erlaube ich mir, absolut richtig zu sein – wenn ich jetzt bereit bin, mit meinem Ganzsein einverstanden zu sein?

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