Ankommen im Nichts

Impuls No. 10

Leere, die nicht fehlt

Wenn Fülle nicht laut ist.

Es gibt Momente, da fühlt sich alles still an – aber nicht friedlich. Leer – aber nicht verloren. Kein klares Gefühl. Keine Idee. Kein Ziel. Und trotzdem ist da kein Mangel. Nur ein Raum, in dem nichts drängt. Kein Impuls, kein Ziehen, kein inneres Muss. Und das verunsichert, weil wir Leere oft mit Fehler verwechseln: als würde etwas fehlen, das doch eigentlich nur still geworden ist.

Vielleicht ist diese Leere nicht leer, sondern ungefüllt vom Alten. Nicht falsch, sondern frei. Nur ungewohnt. Weil du es gewohnt bist, dich über Fülle zu spüren – über Aktivität, Gedanken, Rückmeldung, Richtung. Und ja, das fühlt sich oft gut an. Aber nicht immer wahr. Nicht immer verbunden. Doch wenn du beginnst, die Leere nicht als Lücke zu sehen, sondern als Möglichkeit, zeigt sich etwas anderes: Weite. Ein Atemraum. Ein Zustand, in dem du nicht verloren, sondern offen bist.

In dieser Form von Leere bist du nicht weniger du – sondern mehr. Mehr verbunden mit dem, was unter der Oberfläche liegt. Mit dem, was leise ist, aber echt. Vielleicht spürst du gerade deshalb nichts – weil du nichts mehr übertönst. Und vielleicht ist genau das die Einladung: dich zu spüren, nicht durch Aktion, sondern durch Anwesenheit. Ohne dass etwas passiert. Und trotzdem ganz da.

Vielleicht musst du Leere nicht füllen. Vielleicht darfst du sie halten – und dich in ihr ausbreiten. Nicht, weil du nichts mehr willst. Sondern weil du nicht mehr vorgibst, etwas zu brauchen. Und vielleicht spürst du gerade da: Diese Leere ist nicht das Ende – sondern der Anfang von etwas, das tiefer wirkt als alles, was du bisher gestalten konntest.

Erlaube ich mir, Leere nicht als Mangel zu sehen – sondern als Raum, der mich empfängt?

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