Vom Beenden des Suchens

Impuls No. 6

Wenn das Ziel uns blind macht

Wie Fokus zur Falle werden kann.

Ziele geben Richtung. Sie schaffen Struktur, Ordnung, Motivation. In einer Welt, die sich oft chaotisch und unsicher anfühlt, sind Ziele wie Geländer. Sie helfen uns, uns zu orientieren, uns voran zu bewegen, unser Leben als sinnvoll zu empfinden. Doch was, wenn genau dieser Fokus uns gleichzeitig die Sicht nimmt?

Oft verlieren wir uns in dem, was noch nicht ist. Im Streben nach dem Nächsten, dem Weiteren, dem Besseren. Das Ziel liegt vor uns – und alles, was jetzt ist, wird zum Durchgang, zur Vorbereitung, zur Zwischenphase. Wir arbeiten auf etwas hin, anstatt in etwas zu sein. Und so wird aus dem Moment eine Hürde. Aus dem Weg ein Mittel. Aus dem Leben ein Projekt.

Das Tragische daran: Je mehr wir auf das Ziel schauen, desto weniger sehen wir, was rechts und links geschieht. Begegnungen, Hinweise, Wandlungen, innere Impulse – sie werden übersehen, weil sie nicht Teil der Route sind. Und manchmal führt uns das Ziel so weit weg von uns selbst, dass wir am Ende dort ankommen, wo wir nie hinwollten. Erfolgreich. Aber leer. Gesehen. Aber nicht berührt. Angekommen. Aber nicht zu Hause.

Es braucht Mut, die Blickrichtung zu verändern. Nicht weil Ziele falsch sind – sondern weil sie oft zu eng werden. Weil sie manchmal nicht mehr dienen, sondern treiben. Und weil das Leben viel intelligenter ist als jede Planung. Vielleicht beginnt ein neuer Weg nicht mit einem neuen Ziel, sondern mit einer neuen Haltung: mit offenem Blick, mit weichem Herzen, mit der Bereitschaft, umzukehren, wenn das Leben es ruft.

Manchmal ist kein Ziel zu haben der erste Schritt zu einem tieferen Ankommen.

Wo in meinem Leben bin ich so auf ein Ziel fixiert, dass ich das Wesentliche übersehe?

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