Nicht mehr für andere – sondern für mich

Impuls No. 3

Wer bin ich, wenn ich nicht mehr halten muss?

Ein ehrlicher Blick auf Identität ohne Funktion.

Unsere Identität ist oft geformt aus dem, was wir tragen. Was wir leisten. Was wir geben. Doch was, wenn genau dieses Bild nicht von uns stammt? Was, wenn es weitergegeben wurde – als stilles Erbe? Von Menschen, die durch Not gegangen sind. Die wussten, was es heißt, zu brauchen. Zu überleben. Sich durchzukämpfen. Und das Kümmern war notwendig – weil niemand allein durchkam.

Doch die Not ist nicht mehr da. Nicht so. Nicht mehr überall. Und trotzdem leben viele von uns, als müssten sie sie noch verwalten. Als wäre das Tragen Teil ihres Wertes. Als wäre Nähe nur echt, wenn sie gebraucht wird. Doch das ist ein alter Vertrag – und wir dürfen ihn kündigen. Weil vorbei ist, was vorbei ist. Und weil etwas Neues beginnt, wenn wir aufhören, Not zu reproduzieren, die längst vergangen ist.

Freiheit beginnt mit dem Anerkennen, dass wir frei sind. Dass wir nicht mehr funktionieren müssen, um verbunden zu sein. Dass wir niemanden mehr brauchen, um ganz zu sein – und gerade daraus neue Formen von Miteinander entstehen können. Nicht aus Angst, sondern aus Freude. Nicht aus Pflicht, sondern aus Wahl.

Wenn wir aufhören, Identität an Bedürftigkeit zu koppeln, verändert sich alles. Dann ist Beziehung kein Austausch von Mangel mehr – sondern ein freies Zusammensein. Nicht weil wir müssen, sondern weil wir wollen. Nicht um uns zu halten – sondern um etwas Größeres zu gestalten.

Vielleicht geht es am Ende nicht mehr darum, wer ich bin. Sondern ob ich zustimme, in diesem Moment ganz da zu sein – ohne Last, ohne Rolle, ohne alte Geschichte.

Was geschieht in mir, wenn ich erkenne, dass ich frei bin – und dass meine Identität nicht länger aus dem Brauchen genährt werden muss, sondern aus Gegenwärtigkeit?

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