Nicht mehr für andere – sondern für mich
Impuls No. 2
Kümmern ist kein Beweis für Liebe
Was entsteht, wenn Nähe nicht mehr bedeutet, alles zu tragen.
Kümmern fühlt sich oft wie das Richtige an. Wie etwas, das man einfach tut. Doch oft steckt darin kein echtes Ja – sondern ein unausgesprochenes Müssen. Ich kümmere mich, weil ich glaube, du brauchst mich. Weil ich denke, es fällt sonst auseinander. Und weil ich früh gelernt habe, dass Verbindung bedeutet, verfügbar zu sein.
Doch viele kümmern sich, ohne zu spüren, dass sie sich selbst dabei verlieren. Sie reagieren, bevor sie fühlen. Tragen, bevor jemand um Hilfe bittet. Und halten damit nicht nur die Beziehung stabil – sondern auch ein inneres Bild: Der andere kann es nicht allein. Der andere braucht mich. Und ich? Ich bin dafür zuständig.
Wenn Kümmern zur Rolle wird, zur Identität, verliert es seine Echtheit. Es wird Pflicht. Reaktion. Automatismus. Und genau da darf etwas aufbrechen. Nicht in Abwehr – sondern in Bewusstheit. Ich darf mich fragen: Muss ich das gerade wirklich? Oder halte ich ein Bild aufrecht, das gar nicht mehr wahr ist?
Denn das, was ich im anderen sehe, ist nie neutral. Es ist gefärbt von dem, was ich glaube. Von meiner Angst, meiner Geschichte, meinen Erfahrungen. Wenn ich immer nur sehe, dass du es nicht schaffst – kann es sein, dass ich vergessen habe, dich anders zu sehen? Und genau da beginnt Veränderung: in meiner inneren Sicht auf dich.
Vielleicht ist genau hier der Wendepunkt: Nicht mehr reagieren – sondern spüren. Nicht mehr mitgehen – sondern hinschauen. Nicht mehr ausgleichen – sondern aufrichten. In mir. Und damit Raum lassen, dass auch du dich aufrichten kannst.

Was verändert sich in mir, wenn ich erkenne, dass mein Kümmern oft auf einem alten Bild von Schwäche beruht – und ich beginne, genau dieses Bild loszulassen?
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