Nicht mehr für andere – sondern für mich
Impuls No. 1
Ich bin nicht mehr zuständig
Wenn Verantwortung zurück darf, wohin sie gehört.
Zuständig sein klingt nach Stärke, nach Verlässlichkeit, nach Liebe. Doch oft ist es ein stilles Muster: Ich spüre etwas beim anderen – und fange an, es zu halten. Noch bevor es ausgesprochen ist. Ich denke mit, fühle mit, trage mit. Nicht aus Klarheit – sondern aus Gewohnheit. Weil ich früh gelernt habe, dass Nähe bedeutet, verfügbar zu sein. Und weil ich den Schmerz des anderen schwerer aushalte als meinen eigenen.
Doch Mitfühlen heißt nicht Mitleiden. Und Verantwortung heißt nicht: Ich mach das für dich. Wenn ich zu schnell springe, nehme ich dem anderen die Chance, sich selbst zu begegnen. Und verliere dabei mich. Manche zeigen Schmerz, um bewegt zu werden. Andere entziehen sich, um nicht verantwortlich zu sein. Und wenn ich dann zu viel halte, bestätige ich beides – die Ohnmacht des anderen und meine vermeintliche Stärke.
Vielleicht ist es genau das, was sich jetzt verändern darf: Verantwortung nicht mehr automatisch zu übernehmen, sondern bewusst zurückzugeben. Da zu bleiben – aber nicht zu tragen. Wach zu bleiben – ohne einzuspringen. Klar zu sein – ohne zuzumachen.
Und vielleicht darf auch ich mich befreien – von dem Glauben, dass ich gebraucht werden muss, um verbunden zu sein. Vielleicht bin ich dann wirklich da: nicht als Retterin, nicht als Regelungssystem – sondern als Mensch. Mit mir. Für mich. Und dadurch bereit, dem anderen auf Augenhöhe zu begegnen.
Ich bin da. Aber ich bin nicht mehr zuständig. Nicht aus Abwehr. Sondern aus Achtung.
Ich bleibe in Verbindung – ohne mich einzumischen. Ich bin anwesend – ohne zu tragen.
Weil ich dir zutraue, was ich mir selbst erlaube: Verantwortung. Würde. Wachstum.

Was verändert sich in mir, wenn ich spüre, dass ich mitfühlen darf – aber nicht mitleiden muss?
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